
Einleitung
In der Presse ist immer wieder von einer Immobilien-, Wirtschafts- oder gar Finanzkrise in China die Rede. Pleiten von Immobilienfirmen und hohe Jugendarbeitslosigkeit werden dabei oft als anekdotische Evidenz für «die Krise» aufgeführt.
Der Blick in die Daten ergibt ein differenzierteres Bild: Der Bausektor steckt durchaus in einer Krise und die chinesische Wirtschaft leidet unter dessen Einbruch. Dazu kommen schrumpfende Exporte und ein schwächelnder Konsum, so dass China in den nächsten Quartalen erneut in eine Rezession abzurutschen droht. Aber die typischen Auslöser für eine grössere, und potenziell verheerende Banken- oder Finanzkrise sind unseres Erachtens nicht vorhanden.
Was ist eine Krise?
Eine komplexe Lage wird heute schnell zur Krise erklärt. Nach unserer Definition wird eine Krise von starken Verwerfungen an den Finanzmärkten begleitet. Aktien und riskante Anleihen verlieren an Wert und - in Schwellenländern besonders - die Währung befindet sich im freien Fall.
Das ist heute in China nicht der Fall. Die Kurse der in China gelisteten Aktien und Obligationen bewegen sich seit Beginn des Jahres seitwärts. Der Renminbi, die chinesische Währung, hat seit Jahresbeginn knapp 10% gegenüber dem Franken verloren. Nur: der Franken gehört auch dieses Jahr zu den stärksten Währungen der Welt. Der japanische Yen, die norwegische Krone oder der neuseeländische Dollar haben gegenüber dem Franken mehr an Wert eingebüsst als der Renminbi.
Selbst am chinesischen Immobilienmarkt – am Zentrum der konjunkturellen Malaise Chinas - fallen die Preise kaum.
Warum China nicht «auseinanderfällt»
Jede Krise ist anders. Dennoch lassen sich aus der Geschichte einige Gemeinsamkeiten ableiten. Wir fassen im Folgenden die wichtigsten Faktoren zusammen und erläutern die aktuelle Situation in China.
1. China hat kein Finanzierungsproblem
2. China hat kein Währungsproblem
3. China hat keine Bankenkrise
4. China hat kein Inflationsproblem
5. China hat keinen stark verschuldeten Staat
Fazit
Chinas BIP-Wachstumsrate dürfte in den kommenden Quartalen gegen 0% tendieren, und damit tiefer ausfallen als von Ökonomen und Ökonominnen aktuell erwartet. Das gilt unter der gängigen Definition zwar nicht zwingend als Rezession, aber gemessen an Chinas Trendwachstumsrate von rund 5% (Jahreswachstum) wird sich dies wie eine Rezession anfühlen.
Das sind keine guten Nachrichten für Rohstoffproduzenten. Auch globale Produzenten von Maschinen- und Investitionsgütern dürften es in China in der näheren Zukunft schwer haben.
Die Voraussetzungen dafür, dass diese Rezession in eine Finanzkrise in China (oder gar weltweit) mündet, sehen wir derzeit aber nicht gegeben.
Schreiben Sie mir
Ich berate in deutscher, englischer und französischer Sprache.